Johann Wilhelm Wölfel (30. März 1902 – 3. Juli 1944), Rechtsanwalt.
Vorsitzender des Ortskartells der katholischen Vereine Bambergs. Mitglied der Bayerischen Volkspartei.
Nach dem 31. Januar 1933 Verteidiger Bamberger Bürger vor dem Sondergericht.
1943 angeklagt wegen Wehrkraftzersetzung und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
Hingerichtet am 3. Juli 1944 in Görden a. d. Havel.

Am Ehrengrab der Stadt Bamberg für Johann Wilhelm Wölfel – Gedenkfeier am 3. Juli 2019

K. Heizmann: „Meine Seele ist stille in Dir.“
Melissa Utzmann – Trompete und Harald Setz – Saxophon

Begrüßung durch Domkapitular und Dompfarrer i. R. Dr. Gerhard Förch, 1. Vorsitzender des Förderkreises

Gedenkansprache von der Leiterin der Maria-Ward-Realschule Bamberg RSDin i.K. Barbara Hauck

Beitrag der Schülerinnen der Maria-Ward-Schule.
Die vier Schülerinnen Edamur Söylemez und Marie Renner vom Gymnasium sowie Fabienne Teko-Ahatefou und Lena Finzel von der Realschule legen Disteln, Rosen und Lilien am Ehrengrab nieder und sprechen dazu Texte, in denen sie die Farb- und Blumensymbolik erklären und sie auf den Charakter Hans Wölfel beziehen.

L. Edelkötter: „Kleines Senfkorn Hoffnung“. Ausführende wie oben.

Minute des Gedenkens in gemeinsamer Stille am Grab.

P. Janssens: „Selig seid ihr, wenn ihr Frieden wagt.“
Ausführende wie oben.

Gedenken 2019

v.l.n.r.: Dr. Alwin Reindl, Domkapitular und Dompfarrer i.R. Dr. Gerhard Förch, Harald Setz - Saxophon und Melissa Utzmann – Trompete, Leiterin der Maria-Ward-Realschule Bamberg RSDin i.K. Barbara Hauck, vier Schülerinnen der Maria-Ward-Schule: Fabienne Teko-Ahatefou, Lena Finzel, Edamur Söylemez und Marie Renner.

 

Jahresersammlung des Förderkreises 2019

Liebe Mitglieder des Förderkreises Hans Wölfel! Liebe Freunde Hans Wölfels!
Die Mitgliederversammlung hat am 4. Juli 2019 im Pfarrheim St. Kunigund stattgefunden.
Das Protokoll der Mitgliederversammlung 2019 als PDF-Datei.

 

Gedenkfeier am 3. Juli 2018

Auf dem Schönleinsplatz, einem Zentrum der Stadt Bamberg hocken zur Zeit acht rote Männchen kniehoch im Kreis, stützen sich auf ihre Hände und blicken in das Zentrum des Kreises. Was sehen sie dort? Nicht fern von ihnen, im gegenüberliegenden Garten der Harmonie, steht das Denkmal der drei Bamberger Widerstandskämpfer und Opfer des Nationalsozialismus: Graf von Stauffenberg, Willy Aron und Hans Wölfel.

Vorstand des Förderkreises 2013

1947 hat die Stadt Bamberg Hans Wölfel ein Ehrengrab gegeben. Dort findet seit 2011 jährlich am 3. Juli, dem Tag, an dem Wölfel 1944 in Brandenburg Görden hingerichtet wurde, eine Gedenkfeier statt. Veranstalter der Gedenkfeiern ist der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. In diesem Jahr war es das Franz-Ludwig-Gymnasium, das die Gedenkfeier gestaltete.

Vorstand des Förderkreises 2013

Schülerinnen gaben der Feier einen würdigen musikalischen Rahmen, in einer gezielten Dialogszene setzten sich zwei Schüler mit Hans Wölfels Schicksal auseinander, eine Mädchengruppe trug Fürbitten um Friede und Gerechtigkeit für Verfolgte vor.

Vorstand des Förderkreises 2013

Der Schulleiter des Gymnasiums, Oberstudiendirektor Rainer Herzing und der zweite Bürgermeister der Stadt Bamberg, Dr. Christian Lange, würdigten Wölfel in kurzen Ansprachen. Dr. Gerhard Förch, Domkapitular ad. und Vorsitzender des Fördervereins beendete die Feier mit einer Aufforderung zum betenden Gedenken. Das Franz-Ludwig-Gymnasium, die Stadt Bamberg und der Anwaltsverein Bamberg e.V. legten Blumengebinde am Grab nieder.

Vorstand des Förderkreises 2013

Der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel bedankt sich bei den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern des Franz-Ludwig- Gymnasiums, bei den Vertretern der Stadt Bamberg, und bei den zahlreichen Teilnehmern an der Gedenkfeier, die nicht nur aus Bamberg, sondern auch aus Effeltrich und Gaiganz gekommen waren.

Mögen nicht nur die acht roten Männchen auf dem Schönleinsplatz den Betrachter hinlenken auf das Zentrum unseres Lebens, sondern auch die Erinnerung an Hans Wölfel.  

 

Einladung zur Jahresversammlung 2018

Liebe Mitglieder des Förderkreises Hans Wölfel!
Liebe Freunde Hans Wölfels!

Hiermit ergeht Einladung zur Jahresversammlung des Förderkreises zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.

Die Versammlung findet statt am Dienstag, dem 15. Mai 2018, um 19.00 Uhr im Pfarrsaal St. Heinrich, Eckbertstraße 30, statt.

 

Förderkreis gibt Wölfel-Biografie heraus

Dr. Alwin Reindl stellt seine Biografie vor

Hans Wölfel – Rechtsanwalt. Katholik. Gegner des Nationalsozialismus, so lautet der Titel der Wölfel-Biografie von Dr. Alwin Reindl, die am 28. Juni 2016, im Bistumshaus St. Otto, der Bamberger Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Autor versucht, das Leben Hans Wölfels in all seinen verschiedenen Aspekten zu erfassen.

Herausgeber der Biografie ist der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.

Abbildung Biografie Wölfel

Herr Wenzel Widenka, Doktorand der Judaistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg stellte die Biografie mit einen hervorragend ausgearbeiteten Vortrag vor.

Die Wölfel-Biografie können Sie hier zum Preis von 25.90 € bestellen.

 

 

Gedenken an Hans Wölfel zu seinem 71. Todestag
am 03. Juli 2015

Die Gedenkfeier wurde in diesem Jahr von der Frhr.-v.-Aufsees'schen Seminarstiftung gestaltet. Eine zahlreiche Schülergruppe nahm an der Gedenkfeier teil. Der stellvertretende Stiftungsdirektor, Johannes Hausmann, würdigte Hans Wölfel in seiner Ansprache. Hans Wölfel war von September 1915 bis April 1921 „Zögling“ des Schülerheims Aufseesianum.

Über die Gedenkfeier berichtet das Heinrichsblatt in dem Artikel „Hans Wölfel – ein leuchtendes Vorbild" (S.17 der Ausgabe vom 26. Juli 2015).

Gedenkfeier 2015

 

„Materialien zu Hans Wölfel“ seit Februar 2015
im Internet verfügbar.

Der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. gibt die „Materialien zu Hans Wölfel“ im Internet heraus. In acht Kapiteln wird eine gedrängte Lebensbeschreibung des Bamberger Bürgers, Katholiken und Rechtsanwaltes geboten.

 

Gedenken an Hans Wölfel zu seinem 70. Todestag
am 03. Juli2014

Programm der Gedenkfeier
Rede Oberbürgermeister Starke
Beitrag des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg

 

Jahresversammlung des Förderkreises 2014

Liebe Mitglieder des Förderkreises Hans Wölfel!
Liebe Freunde Hans Wölfels!
Hiermit ergeht Einladung zur Jahresversammlung des Förderkreises zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.

Die Versammlung hat am Dienstag, 1. April 2014 im Haus der katholischen Hochschulgemeinde stattgefunden.
Das Protokoll Jahresversammlung 2014 als PDF-Datei.

 

Jahresversammlung des Förderkreises 2013

Die Jahresversammlung 2013 hat am 14. Mai In der katholischen Studentengemeinde, Friedrichstraße 2, stattgefunden.
Protokoll der Jahresversammlung 2013 als PDF-Datei.
Unter anderem wurde der bisherige Vorstand in seinem Amt bestätigt.

Vorstand des Förderkreises 2013

Der Vorstand des Föderkreises: V. l.n.r.: Schriftführer Dr. phil. Alwin Reindl, stellvertretende Vorsitzende Martina Leuteritz, Rechtsanwältin, und Vorsitzender Dr. Gerhard Förch, Domkapitular und Dompfarrer.

 

Gedenken an Hans Wölfel zu seinem 68. Todestag am 03. Juli 2012

Rede am Ehrengrab

Hochwürdiger Herr Dompfarrer Dr. Förch als Vorsitzender des Förderkreises zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel,
sehr geehrter Herr Dr. Müller als Vertreter des Herrn Oberbürgermeisters,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
liebe Freunde der Kaiser-Heinrich-Gilde,
sehr geehrte Teilnehmer der heutigen Gedenkfeier!

Als Vorsitzender der Kaiser-Heinrich-Gilde Bamberg habe ich die ehrenvolle Aufgabe, heute Worte des Gedenkens anlässlich des 68. Todestages von Hans Wölfel zu sprechen.

Die Kaiser-Heinrich-Gilde ist eine auf freundschaftlicher Basis beruhende Gemeinschaft katholischer Christen, deren Ziel es ist, christlichen Werten in unserer Gesellschaft mehr Raum zu verschaffen und ihre Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sichtbar werden zu lassen. Zusammen mit 34 weiteren Gruppen in Deutschland und der Schweiz, die die gleichen Ziele verfolgen, gehören wir dem Cartell Rupert Mayer an. Den Namenspatron des Cartells, den 1945 verstorbenen Jesuitenpater Rupert Mayer (* 1876), verbinden zwei wichtige Aspekte mit Hans Wölfel: Zum einen der Kampf gegen den Nationalsozialismus seit den frühen zwanziger Jahren, und zum anderen sein vorbildlicher Widerstand in der Nazizeit. Ich möchte heute den Schwerpunkt auf den ersten Aspekt legen.

Hans Wölfel fiel seit dem Beginn seines Jurastudiums im Jahr 1922 bei seinen Kommilitonen durch eine fundierte politische und religiöse Einstellung auf. Auf dieser Grundlage war er in der Lage, sich dem Zeitgeist zu widersetzen und Antwort zu geben auf die drängenden Fragen seines akademischen Umfeldes, und er war bereit, Verantwortung zu übernehmen. Hans Wölfel folgte damit einer Aufforderung des führenden deutschen Moraltheologen und Münsteraner Dompropstes Joseph Mausbach, der anders als viele Prälaten der Weimarer Republik positiv gegenüberstand und von der Jugend „tätige, opferfreudige Einordnung in das Ganze des öffentlichen Lebens“ verlangte. Nach den Morden an dem katholischen Zentrumspolitiker Matthias Erzberger und dem jüdischen Reichsaußenminister Walther Rathenau und im Vorfeld des Hitlerputsches vom 9. November 1923 erklärte Hans Wölfel in einer sogenannten Vaterlandsrede am 9. September 1923 vor den Bundesbrüdern seiner Studentenverbindung: „Kein Angehöriger einer Katholischen Studentenverbindung kann Mitglied einer nationalistischen Partei sein, die sich anmaßt, unserer religiösen Überzeugung Schranken zu setzen, weil sie nach ihrer Anschauung dem sittlichen Empfinden der germanischen Rasse nicht entspreche; wir verweigern einer völkischen Bewegung jede Unterstützung, die den Völkerhass von vorneherein als Pflicht macht.“ Nach dieser unmissverständlichen Antwort folgte seitens Hans Wölfels auch die Übernahme von Verantwortung, indem er sich führend an der Gründung eines Katholischen Akademiker-Bundes als Gegengewicht beteiligte.

Noch bevor die sogenannten Goldenen Zwanziger mit dem „Schwarzen Freitag“ vom 24. Oktober 1929 und dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise ein jähes Ende fanden, war Hans Wölfel 1928 der Bayerischen Volkspartei beigetreten. Nach den persönlichen Weichenstellungen des Jahres 1929 – zweites juristisches Staatsexamen, Eröffnung einer Anwaltskanzlei in der Bamberger Luitpoldstraße und Eheschließung mit der Lehrerstochter Elisabeth Rauh aus Pödeldorf – wäre für Hans Wölfel der Rückzug in seine private Welt naheliegend gewesen. Doch die politische Entwicklung und das dramatische Ansteigen der nationalsozialistischen Bewegung seit den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 erinnerten ihn an seine Verantwortung für das Gemeinwohl. Daher entschloss sich der junge Jurist, sich mit ganzer Kraft der „braunen Flut“ entgegenzustellen.

Bei diesem Kampf fand Hans Wölfel in dem nur wenig älteren geistlichen Religionslehrer Georg Werthmann einen engen Freund und Weggefährten. Nach der damaligen kirchlichen Rechtslage war den Geistlichen zwar politische Agitation von der Kanzel aus verboten, aber außerhalb des sakralen Raumes durften sie sich durchaus parteipolitisch betätigen. So nutzten beide Männer mit dem Wohlwollen der kirchlichen Obrigkeit zahllose Veranstaltungen der Bayerischen Volkspartei und der Jugendseelsorge, um ihre Zuhörerschaft von der Unvereinbarkeit von NS-Ideologie und katholischer Glaubens- und Sittenlehre zu überzeugen. Auch mit vielen Artikeln im „Bamberger Volksblatt“ erreichten sie eine große Resonanz. Furchtlos gingen beide nach dem Vorbild von Rupert Mayer in die Versammlungen ihrer politischen Gegner, insbesondere der Nationalsozialisten, traten dort als Diskussionsredner auf und drehten nicht selten die ganze Veranstaltung in ihrem Sinne um. Kein Wunder war es, dass der Hass der Nazis gegen Hans Wölfel ins Ungeheure wuchs. Die „Spätfolgen“ sollten ihm ein gutes Jahrzehnt danach zum tödlichen Verhängnis werden.

Doch wie sah es mit dem unmittelbaren Erfolg von Hans Wölfel und seinem Freund bei den Wahlen des Jahres 1932 aus? Nicht ganz zu Unrecht wird zwar das Jahr 1933 als die Zeitenwende zum totalitären Staat angesehen, über dieser Tatsache sollte jedoch nicht vergessen werden, dass 1932 als das eigentliche Schicksalsjahr der Weimarer Republik zu betrachten ist. Denn bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 hatten die drei Parteigruppen, die die Weimarer Verfassung verabschiedeten – Sozialdemokraten, Liberale und Zentrum bzw. Bayerische Volkspartei – mehr als 80 % der Stimmen erhalten. 13 Jahre später erreichten diese Parteien bei den Reichstagswahlen am 31. Juli und am 6. November 1932 jeweils zusammen nicht einmal mehr 40 %. Die Gegner der parlamentarischen Demokratie hatten somit die Oberhand gewonnen.

Die Bilanz für die demokratischen Kräfte fiel im Wirkungsbereich Hans Wölfels, nämlich Stadt und Bezirksamt Bamberg, sehr unterschiedlich aus. In den katholischen Landgemeinden war Hans Wölfels Kampf gegen den Nationalsozialismus – allerdings mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen – sehr erfolgreich. Die Nazis blieben deutlich in der Minderheit, in den meisten Gemeinden unter 10 %; dies muss man mit dem Reichsdurchschnitt von 37,2 % bei den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 in Relation setzen. Bei den letzten wirklich freien Wahlen am 6. November 1932 gab es sogar noch vier Gemeinden, in denen die NSDAP keine einzige Stimme erhalten hatte. Es handelt sich um Ehrl und Dörrnwasserlos bei Scheßlitz sowie Tiefenhöchstadt bei Buttenheim und Treppendorf bei Burgebrach. Die Namen dieser Orte sollte man in ehrender Erinnerung behalten. Es war nämlich keineswegs so, dass der Weg in den NS-Staat zwangsläufig war.

Anders sah es dagegen in der Bischofsstadt Bamberg aus. Hier waren die Nazis mit einem Stimmenanteil von 40,2 % gegenüber 34,6 % der Bayerischen Volkspartei mit klarem Vorsprung stärkste politische Kraft geworden. Dieses Ergebnis ist im Vergleich mit anderen fränkischen Städten zu betrachten, die eine ähnliche konfessionelle Prägung wie Bamberg besaßen, nämlich Würzburg mit 22,8 % Nazis und Aschaffenburg mit 21,9 %; d. h. in diesen beiden Städten blieben die Hitler-Anhänger nahe beim Reichsdurchschnitt katholischer Wähler von ca. 20 %. Es wäre daher zu klären, weshalb in Bamberg der NS-Anhang doppelt so groß war und weshalb die Argumente von Hans Wölfel und seinen Helfern ein vergleichsweise geringes Gehör fanden. Bevor die letzten Zeitzeugen der heftigen Auseinandersetzungen im Bamberg des Jahres 1932 sich nicht mehr äußern können, sollten sie uns die damalige politische Stimmungslage schildern und uns über mögliche Beweggründe informieren, die am 31. Juli 1932 nicht weniger als 12.128 Bamberger wie rund 14 Millionen Deutsche veranlassten, den braunen Rattenfängern auf den Leim zu gehen. Die Wahlentscheidungen des Jahres 1932 sind ja als Voraussetzung für die rund 50 Millionen Opfer von NS-Terror, Rassenwahn und Zweitem Weltkrieg anzusehen.

Für Hans Wölfel dürfte das Wahlergebnis des 31. Juli 1932 ein zutiefst deprimierendes Erlebnis gewesen sein. Trotz seines größtmöglichen persönlichen Einsatzes triumphierten die Gegner der Weimarer Republik. Für uns stellt sich die Frage, welche Konsequenzen wir im Sinne eines ehrenden Gedenkens an Hans Wölfel für die Gegenwart und die Zukunft ziehen sollten.

In der Gegenwart ist es unsere Pflicht, die Erinnerung an diejenigen wach zu halten, die rechtzeitig vor dem durch die Nationalsozialisten drohenden Unheil gewarnt haben. Auch sollten die Gegner des NS-Regimes vor Verunglimpfung geschützt werden. Solche Angriffe kommen überraschender Weise nicht nur von rechtsextremer Seite. Noch überraschender ist es, dass sich kaum jemand darüber empört. Gemäß dem Vorbild von Hans Wölfel sollten die demokratischen Parteien unterscheiden zwischen dem Kampf gegen die Feinde der Demokratie und der politischen Auseinandersetzung mit Gegnern aus dem demokratischen Lager. Hans Wölfel fühlte sich fest in der Mitte des politischen und kirchlichen Spektrums verankert und konnte als überzeugter katholischer Christ durchaus mit dem liberalen Freimaurer Thomas Dehler kooperieren.

Für die Zukunft ist es von zentraler Bedeutung, dass die Jugend, die demnächst in unserem Land die politische Verantwortung übernehmen wird, über eine solide staatsbürgerliche Bildung verfügt. Dies ist eine Aufgabe nicht nur der Schulen, sondern aller gesellschaftlichen Kräfte. Kirchen, Gewerkschaften und politische Parteien müssen in ihren jeweiligen Einflussbereichen dafür arbeiten, die seit geraumer Zeit offensichtlichen Defizite bei den jungen Leuten zu beseitigen. Nach neuesten Umfragen können knapp 40 % der Jugendlichen die Charakteristika von Diktatur und Demokratie nicht unterscheiden; und nach einer Latenzzeit von zwei Generationen verfangen in den früheren Nazi-Hochburgen wieder die alten rechtsextremen Parolen bei allzu vielen Heranwachsenden. Im Sinne Hans Wölfels ist es, neben dem unbedingt notwendigen Kampf gegen den Rechtsextremismus mit gleicher Energie für eine aktive Beteiligung der Jugend an der Weiterentwicklung unserer demokratischen Zivilgesellschaft zu werben. Denn die Demokratie ist der Ernstfall der Demokraten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede am Ehrengrab

Wie jedes Jahr am 3. Juli haben wir uns hier im Hauptfriedhof Bamberg vor dem Ehrengrab Hans Wölfels versammelt. Der Bamberger Rechtsanwalt und katholische Politiker wurde von einem verbrecherischen Regime zum Tode verurteilt und heute vor 68 Jahren im Gefängnis von Brandenburg-Görden hingerichtet. Sein einziges Verbrechen war, während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Zivilcourage gezeigt zu haben.

Hans Wölfel war eine Persönlichkeit, die uns auch heute noch ein leuchtendes Vorbild ist. Er zeigte in dunkler Zeit eine aufrechte, unbeugsame Haltung und bewundernswerten Mut. Anders als viele seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger, die vor dem Unrecht schwiegen, leistete er Widerstand gegen eine unmenschliche Diktatur. Dieser bewundernswerte Mut kostete ihm in letzter Konsequenz das Leben.

Daß der Name unserer Stadt mit Persönlichkeiten wie Wölfel oder auch Stauffenberg verbunden ist, ist für uns nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung, das Gedenken an solche Persönlichkeiten wach zu halten. Diesen moralischen Auftrag nehmen wir gerne wahr. Denn die Stadt Bamberg kann stolz und dankbar sein, daß er in ihren Reihen auch mutige Bürger gab, die sich der NS-Diktatur entgegen stellten. Schon bald nach dem Krieg hat es sich daher die Stadt Bamberg zur Aufgabe gemacht, Hans Wölfel zu ehren und das Gedenken an ihn wach zu halten. 1947 richtete die Stadt dieses Ehrengrab im Hauptfriedhof ein. Eine Straße im Berggebiet wurde nach ihm benannt. 2005 wurde eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Luitpoldstraße 16 angebracht. Ebenso sind wir allen Bürgerinnen und Bürgern wie dem Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel dankbar, daß er das Andenken dieses großen Bamberger Bürgers in der Bevölkerung wach hält. Mein Dank gilt allen Verantwortlichen, ebenso wie allen Mitwirkenden, die die Gedenkfeier organisiert haben. Ein besonderer Dank geht hierbei an die Kaiser-Heienrich-Gilde Bamberg im Cartell Rupert Mayer. Ebenso danke ich Herrn Michael Panzer für die musikalische Umrahmung.

Meine Damen und Herren! Aus christlicher Überzeugung trat Hans Wölfel für Toleranz, Menschlichkeit und Solidarität ein. Den Nationalsozialismus hat er schon früh bekämpft. Mit mutigen Taten und offenen Worten machte er seine Abneigung gegen die NS-Diktatur immer wieder deutlich und prangerte unerschrocken die Brutalität und das Unrecht der Machthaber an. Er zog damit den Haß der Nationalsozialisten auf sich. Eine regimekritische Äußerung, wegen der er von einer 20jährigen BDM-Führerin denunziert wurde, wurde schließlich als Anlaß genommen, sich an ihm zu rächen. Das völlig überzogene und durch nichts gerechtfertigte Todesurteil gegen Hans Wölfel zeigt den totalitären NS-Staat in seiner ganzen Perversion. Mit Terror gegen die eigenen Bürger und willkürlichen Hinrichtungen versuchten die braunen Schergen ihren Untergang hinauszuzögern.

Die Verhaftung und Verurteilung von Hans Wölfel führt uns aber zugleich vor Augen, daß sich leider viel zu viele Menschen im damaligen Deutschland zum Handlanger des NS-Regimes machten. Ohne die bereitwillige Unterstützung durch große Schichten der Bevölkerung hätten die Nationalsozialisten ihre Gewaltherrschaft weder durchsetzen noch so lange aufrechterhalten können.

Das Leben und mehr noch der Tod Hans Wölfels sind uns daher auch heute eine stete Mahnung. Sie erinnern daran, daß Demokratie und Menschenrechte, Gerechtigkeit und Solidarität keine Selbstverständlichkeit sind. Mit großer Dankbarkeit gedenken wir heute mit Hans Wölfel zugleich auch aller anderen, namenlos gebliebenen Frauen und Männer, die dem Nationalsozialismus Widerstand leisteten. Sie alle haben gezeigt, daß auch eine unmenschliche Diktatur das Gewissen und die Moral nicht zum Schweigen bringen kann.

Jahresgedächtnis: Am 3. Juli 1944 wurde der Bamberger Rechtsanwalt und katholische Laienführer Hans Wölfel hingerichtet. Die Gedenkfeier an seinem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof war auch eine Mahnung gegen Rechtsextremismus.

von Marion Krüger-Hundrup

Bamberg -  Vorsichtig holte Ernst Greif das schon vergilbte Foto aus der Brusttasche. Die Aufnahme stammt vom 4. November 1933. Sie zeigt Hans Wölfel mit Töchterchen Irmingard auf dem Arm sowie die Großeltern und Eltern von Ernst Greif. Er selber ist als kleiner Bub darauf zu sehen. Doch der heute 80-Jährige erinnert sich gut an die „Tragödie von Gaiganz“ im Jahr 1933: „Mein Großvater Johann hat mir immer wieder davon erzählt“, von der Eifersuchtstat eines Gaiganzers gegen einen SA-Mann, die die Nationalsozialisten zu einem Politikum aufblähten und das ganze Dorf in einen Belagerungszustand versetzten. Der Bamberger Rechtsanwalt Hans Wölfel schaffte es, die neunzehn verhafteten Gaiganzer Männer wieder frei zu bekommen. Darunter eben den Großvater und Vater von Ernst Greif.

„Das vergesse ich nicht“, sagte der alte Herr. Darum sei es ihm wichtig, an dieser Gedenkfeier für Hans Wölfel an seinem Ehrengrab auf dem Bamberger Hauptfriedhof teilzunehmen. Auch der 2. Bürgermeister von Effeltrich mit dem Ortsteil Gaiganz, Bernd Nägel, war gekommen, um Wölfel die Ehre zu erweisen: „Er hat bei uns viel bewirkt“, erklärte Nägel.

Der „Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.“ hatte am 68. Todestag des Rechtsanwalts zu dieser Feier­stunde eingeladen. Am 3. Juli 1944 wurde er im Gefängnis von Brandenburg-Görden hingerichtet, nachdem er am 10. Mai 1944 vom Volksgerichthof wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt worden war. Die Stadt Bamberg widmete ihm 1947 ein Ehrengrab. Förderkreis-Vorsitzender Domkapitular Gerhard Förch sprach davon, dass Wölfels Leben und Tod eine „stete Mahnung“ seien, im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachzulassen. „Wir brauchen solche Menschen wie Hans Wölfel auch heute“, betonte Förch.

Werner Zeißner, Vorsitzender der Kaiser-Heinrich-Gilde Bamberg, oblag es, ein Lebensbild des von den Nazis Ermordeten zu zeichnen. Schon zu Beginn seines Jurastudiums 1922 sei Wölfel bei seinen Kommilitonen durch eine fundierte politische und religiöse Einstellung aufgefallen: „Auf dieser Grundlage war er in der Lage, sich dem Zeitgeist zu widersetzen und Verantwortung zu übernehmen“, erklärte Zeißner. Wölfel habe sich führend an der Gründung eines Katholischen Akademiker-Bundes beteiligt und sei 1928 der Bayerischen Volkspartei beigetreten. Auf zahllosen Veranstaltungen der Partei und der Jugendseelsorge habe Wölfel versucht, seine Zuhörerschaft von der Unvereinbarkeit von NS-Ideologie und katholischer Glaubens- und Sittenlehre zu überzeugen. Er sei sogar bei Versammlungen der Nationalsozialisten als Diskussionsredner aufgetreten, so dass „der Hass der Nazis gegen Hans Wölfel ins Ungeheure wuchs“, so Zeißner.

In den meisten katholischen Landgemeinden im Bezirk Bamberg sei Wölfels Kampf gegen den Nationalsozialismus „sehr erfolgreich“ gewesen, wie etwa das Ergebnis der Reichstagswahlen 1932 dort zeigten. Es habe sogar noch vier Gemeinden gegeben, in denen die NSDAP keine einzige Stimme erhalten habe: in Ehrl und Dörrnwasserlos bei Scheßlitz sowie Tiefenhöchstadt bei Buttenheim und Treppendorf bei Burgebrach. Anders habe es dagegen in der Bischofsstadt Bamberg ausgesehen, wie der Redner erklärte. Hier seien die Nazis mit einem Stimmenanteil von 40,2 Prozent gegenüber 34,6 Prozent der Bayerischen Volkspartei stärkste politische Kraft geworden: „Nicht weniger als 12 128 Bamberger sind den brauen Rattenfängern auf den Leim gegangen“. Für Hans Wölfel dürfte das Wahlergebnis des 31. Juli 1932 „ein zutiefst deprimierendes Erlebnis gewesen sein“, meinte Zeißner.

Es sei in der Gegenwart Pflicht, die Erinnerung an diejenigen wach zu halten, die rechtzeitig vor dem durch die Nationalsozialisten drohenden Unheil gewarnt haben. Gemäß dem Vorbild von Hans Wölfel sollten die demokratischen Parteien unterscheiden zwischen dem Kampf gegen die Feinde der Demokratie und der politischen Auseinandersetzung mit Gegnern aus dem demokratischen Lager. „Hans Wölfel fühlte sich fest in der Mitte des politischen und kirchlichen Spektrums verankert“, und habe als überzeugter katholischer Christ durchaus mit dem liberalen Freimaurer Thomas Dehler kooperieren können.

Für die Zukunft sei es von zentraler Bedeutung, so Zeißner, dass die Jugend „über eine solide staatsbürgerliche Bildung verfügt“. Im Sinne Hans Wölfels sei es, neben dem unbedingt notwendigen Kampf gegen den Rechtsextremismus mit gleicher Energie für eine aktive Beteiligung der Jugend an der Weiterentwicklung einer demokratischen Zivilgesellschaft zu werben.

CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Müller sprach in Vertretung des Oberbürgermeisters. Er nannte Hans Wölfel eine Persönlichkeit, „die uns auch heute noch ein leuchtendes Vorbild ist“. Dass der Name Bambergs mit Persönlichkeiten wie Wölfel oder auch Stauffenberg verbunden sei; „ist für uns nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung, das Gedenken an sie wach zu halten“, sagte Müller. Das Leben und mehr noch der Tod Hans Wölfels mahnten, dass „Demokratie und Menschenrechte, Gerechtigkeit und Solidarität keine Selbstverständlichkeit sind“.
Domkapitular Förch sprach ein Gebet und segnete das Grab Wölfels. Der Tenor Michael Panzer gestaltete mit stimmungsvollen Kirchenliedern die Gedenkstunde musikalisch.

Gedenken 2012

Bei der Gedenkfeier für Hans Wölfel am Ehrengrab auf dem Bamberger Friedhof
Foto: Michael Gründel, Fränkischer Tag
Siehe auch Artikel auf www.infranken.de

Gedenken 2012

Rechtsanwalt Leuteritz, Stellvertreter des Anwaltsvereins, legt bei der Gedenkfeier Blumen am Grab von Hans Wölfel nieder. Foto: Michael Gründel, Fränkischer Tag

Gedenken 2012

Foto: Michael Gründel, Fränkischer Tag

 

65 Jahre Fränkischer Tag

Am 8. Januar 1946 erschien die erste Ausgabe des Fränkischen Tags nach dem Krieg. Dr. Thomas Dehler würdigte darin seinen Berufskollegen und Freund Hans Wölfel mit einem ausführlichen Artikel.

 

Gedenken an Hans Wölfel zu seinem 67. Todestag
am 03. Juli 2011

Rede des Oberbürgermeisters
Rede des Vorsitzenden des Anwaltsvereins

 

nach oben  ∧

 

 

Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.
Kontakt | Impressum | Datenschutz