Vor dem Volksgerichtshof
Wölfel wurde wegen eines Zuckerleidens nicht eingezogen. Er übernahm die Vertretung zahlreicher Kollegen, die im Kriegsdienst standen, und war daher überlastet.
Im Juli 1943 suchte er Erholung bei seinen Verwandten im Allgäu. Am 26. Juli hatte Wölfel in einer Kaffeerunde seiner Verwandten ein lebhaftes Gespräch mit einer jungen Dame, einer Bekannten der Gastgeber. Themen waren die politische Lage Deutschlands nach dem Abfall Italiens, der Bombenkrieg, den die amerikanische Luftwaffe gegen deutsche Städte flog, und die nationalsozialistische Kunst. Die junge Frau, eine BDM Führerin und Parteimitglied, erstattete Anzeige, Wölfel habe durch seine Behauptungen ihren Glauben an den Sieg Deutschlands erschüttert.
Wölfel wurde am 12. Oktober 1943 verhaftet. Im Verhör erklärte er:
Ich gebe zu, daß ich in den Jahren vor der Machtübernahme ein fanatischer Gegner des Nationalsozialismus war und diesen auch heute in einzelnen Punkten aus religiösen Gründen nicht restlos zustimmen kann.
Bundesarchiv Berlin Z/C 16287, Bd. II, Bl.12 ff.
Der Volksgerichtshof verurteilte Wölfel am 10. Mai 1944 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode. Am 3. Juli 1944 wurde Wölfel in Brandenburg-Görden hingerichtet. In seinem Abschiedsbrief schreibt er:
Meine liebste Else!
Mein liebstes Irmgardle!
Gott ruft mich zu sich in ein besseres Jenseits, damit ich dort vom Himmel aus für Euch sorge. Ich bin gefaßt, kann nur nicht gut schreiben mit gefesselten Händen. Meine ganze Liebe ist bei Euch und umgibt Euch weiterhin. Wir werden uns ja wiedersehen. Der liebe Gott wird Euch trösten und Eueren weiteren Lebensweg behüten. Bleibt Euerem heiligen katholischen Glauben treu! Verzeiht mir alles, was ich Euch an Unrecht und Lieblosigkeit angetan habe im Leben, wie auch ich Euch, meine beiden liebsten Menschen auf dieser Welt, alles verzeihe, doch Ihr habt mir ja nur Liebe und Glück gegeben. Ich verzeihe allen Menschen um der Liebe Christi willen. Grüßt mir die lieben Eltern, meinen guten Vater, meine lieben Geschwister und alle Verwandten, auch alle lieben Freunde und Bekannten. Allen danke ich für alles. Euch, meine beiden lieben Menschen, danke ich nochmals aus ganzem Herzen für alles, was Ihr an Liebe und Freude mir gegeben. Ihr wart meine Sonne in diesem Leben, Du, liebste Else, warst mein einziges großes Glück, du, liebstes Irmgardle, warst das Unterpfand dieses Glückes. Die Fülle dieses Glückes nehme ich mit hinüber in die Ewigkeit, wo ein gnädiger Richter mich erwarten möge. Liebste Else, liebstes Irmgardle, weinet nicht zu sehr um mich, denkt an mein Glück im Himmel oben, das alle Erwartungen und Hoffnungen übertrifft. Betet für mein Seelenheil! Ich umarme und küsse Euch nochmals innig im Geist, in der festen Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits. Die Liebe ist stärker als der Tod. Ewig Euer Vati!
Abschiedsbrief Wölfels. Nachlass Schneiderbanger, AEB.
Die Leichname der in Brandenburg-Görden Hingerichteten wurden kremiert, die Urnen im Friedhof des Gefängnisses beigesetzt.
Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.
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